Beamen – das wäre die Lösung. Aber solange diese Methode für den unmittelbaren Ortswechsel nur als Science-Fiction-Phantasie existiert, setzt die Physik der Digitalisierung der Mobilität klare Grenzen. Und letztlich bedeutet mobil sein ja eben genau das: Bewegung durch einen Raum, um von einem Ort an einen anderen zu gelangen. Aber natürlich kann die Digitalisierung jede Menge dazu beitragen, dass diese Bewegung schneller, komfortabler und nicht zuletzt nachhaltiger wird.
Eines der praktischsten Beispiele dafür findet sich in der Hand- oder Hosentasche: Auf jedem Smartphone ist Google Maps oder Apple Karten vorinstalliert. Auf den meisten Handys dürften sich aber noch weitere Anwendungen finden, über die sich die individuelle Mobilität organisieren lässt. Sei es der DB Navigator, die App des lokalen Verkehrsverbunds oder ein Routenplaner wie Komoot oder Bikemap.
Viele dieser als „Karten-App“ nur unzureichend umschriebenen Anwendungen sind heute mächtige Werkzeuge, um die eigene Mobilität zu planen und zu optimieren. Für Radfahrende bieten die Kartendienste von Google und Apple etwa neben mehreren Routenvorschlägen und Infos über den Straßenzustand auch diverse Einstellungsmöglichkeiten. So lassen sich die Apps anpassen, je nachdem, ob man bevorzugt verkehrsarme oder möglichst steigungsfreie Routen bevorzugt. Die Funktionsumfänge der Apps werden auch für Zielgruppen jenseits der Autofahrenden beständig erweitert. Wobei man für spezifischere Infos wie Lademöglichkeiten für E-Bikes auf die Apps von Spezialisten wie Bikemap zurückgreifen muss.
Die Stärke der Apps von den Techkonzernen, der Deutschen Bahn, dem Autovermieter Sixt sowie den großen lokalen Verkehrsverbünden liegt ohnehin woanders: in der Integration von Diensten. Denn seit Jahren holen die Anbieter immer mehr Mobilitätsoptionen auf ihre digitalen Plattformen. Neben ÖPNV-Verbindungen lassen sich auch Carsharing-Fahrzeuge. E-Scooter und Leihräder finden und im besten besten Fall direkt aus der App heraus buchen.
Die Entwicklung zielt auf einen One-Stop-Shop für Mobilität, der je nach Ausrichtung der jeweiligen App möglichst alle Mobilitätsbedürfnisse der Nutzenden abdecken soll. Am deutlichsten wird diese Idee im Konzept des Mobilitätsbudgets, also einer festen Summe, die der Arbeitgeber zur Verfügung stellt und die bei bestimmten Anbietern „verfahren" werden kann. Viele Verkehrsverbünde, unter anderem in München, Berlin, Hamburg und Frankfurt, offerieren inzwischen eigene Mobilitätsbudgets. Beim Anbieter Navit, der sich direkt an Unternehmen richtet, können auch Fahrrad- oder Autoabos über das Mobilitätsbudget abgedeckt werden.
Die Vielfalt an digitalen Lösungen für das Orchestrieren der eigenen Mobilität ist kaum zu überschauen. Eine One-fits-All-Lösung scheint nicht in Sicht – und vermutlich gibt es sie auch gar nicht. Die Entwicklung immer stärker integrierter und komplexerer Lösungen zeigt aber auch, dass ein Markt für die Digitalisierung von Mobilität existiert und die Bereitschaft zur Nutzung solcher Tools und Services wächst.
Die digitale Transformation führt – so wie überall – auch im Bereich Mobilität zu radikaler Innovation. Eine Reihe von Diensten ist nicht nur ausschließlich über digitale Schnittstellen zugänglich. Mobility-as-a-Service (Maas) wäre ohne digitale Technologie überhaupt nicht möglich: Dabei geht es um Ridepooling-Angebote wie Moia, wo im Hintergrund Algorithmen Routen planen und Preise errechnen. Oder um Startups wie GoFLux, das private Mitfahrgelegenheiten zum Teil des öffentlichen Nahverkehrs machen will und bereits mehrere Verbünde zu Partnern machen konnte. Bald dürften die lange angekündigten Roboter-Taxis endlich auch auf deutschen Straßen ankommen. Und sobald diese ohne größere Probleme unterwegs sind, dürfte auch die hierzulande bislang vorherrschende Ablehnung schnell verschwinden.
Am Ende sind es vermutlich die vielen kleinen Schritte der Digitalisierung, die dazu beitragen dass sich die vielfältigen Optionen mobil zu sein immer nahtloser in den Alltag integrieren lassen. Etwa ein neues Feature, das der Hamburger Verkehrsverbund neulich gelauncht hat. Nun lässt sich in der App verfolgen, wo sich der Bus gerade befindet, was die Entscheidung leichter macht, ob der Sprint zur Haltestelle sich lohnt. Oder dass der DB Navigator nun auch in ersten Städten Call-a-Bike-Leihräder auf einer Karte anzeigt und bald auch direkt buchbar machen will. Vor allem Ortsfremden machen es solche Kleinigkeiten leichter, die eigene Reisekette bis ans Ziel möglichst nachhaltig zu gestalten.
Letztlich liegt das große Potenzial in der Vernetzung und Integration digitaler Mobilitätsservices darin, das Image des öffentlichen (Nah-)Verkehrs von Alternative zum Auto neu zu definieren. Denn für sich genommen erscheinen Optionen wie Mitfahrgelegenheiten, Ridepooling, Bus und Bahn immer als Kompromiss, die Verzicht bedeuten: auf Geschwindigkeit, Einfachheit, Zuverlässigkeit, Privatsphäre. Nicht alle dieser tatsächlichen oder vermeintlichen Defizite lassen sich durch die Digitalisierung beseitigen. Aber vielfach doch mildern.
Durch die digitale Verknüpfung der Services können sie aber ihre gemeinsame Stärke ausspielen. Diese Formen der Mobilität sind nicht nur umweltfreundlicher. Dank Digitalisierung sind Apps in der Lage, komplette Reiseketten von der Haustür bis zum Ziel abzubilden und künftig auch buchbar zu machen – oder besser noch werden bisherige Pain Points vom Finden des richtigen Tarifs bis zur Bezahlung komplett aus dem Spiel genommen, weil die Services im Rahmen einer Flatrate oder eines Mobilitätsbudgets genutzt werden.
Im Idealfall wird dies dazu führen, dass die Nutzung der vielfältigen Formen geteilter Mobilität selbstverständlich so wird, wie es für die meisten Menschen heute noch das eigene Auto oder – im besseren Fall – das eigene Fahrrad sind. Zumindest bis Beamen Realität wird. Das wäre dann wirklich der ultimative Gamechanger in Sachen Digitalisierung der Mobilität.